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  Der Chinesische Markt
Rasid aus Bosnien, Mihaela aus Rumänien, Bosko aus Mazedonien und Margit aus Ungarn leben vom Kleinhandel wie hunderttausende Osteuropäer, die nach dem Fall der Berliner Mauer die schlechteren Karten gezogen haben.

Ein ehemaliger Generaldirektor einer Firma, eine Krankenschwester, eine Beamtin oder ein Redakteur eines Verlages sind heute gezwungen, Hemden, Pullover, Spielzeug, Kosmetika oder Uhren zu kaufen und zu verkaufen, um von dem kleinen Gewinn zu leben. Die Beschaffung und der Transport der Waren ist mit stundenlangen Fahrten, warten an der Grenze, kontrolle durch die Zöllner und Angst, des Schmuggels bezichtigt zu werden, verbunden.

Hauptumschlagplatz für alle diese Händler aus Not ist ein großer Markt in Budapest, im Viertel Jozsefvaros, das 1992 entstand und wo heute über 4000 chinesische Händler ihre Waren verkaufen.

„Der Chinesische Markt“ ist ein Film über Begegnungen von Menschen, über Wege, die sich kreuzen und wieder auseinandergehen, über Sprachen und Kulturen, die sich treffen und die gestern noch nichts voneinander wussten. Es ist ein Film über ein neues Babylon, welches in einem budapester Viertel vor sich hin kocht und über die Menschen, die um ihr Überleben kämpfen.

  2000 | DigiBeta | 93 min.

Regie: Zoran Solomun, Vladimir Blazevski
Kamera: Mustafa Mustafic, Dusan Joksimovic
Ton: Zoran Prodanovic
Schnitt: Branka Pavlovic, Petar Markovic
Musik: Milimir Draskovic
Tonbearbeitung: Velibor Hajdukovic, Nebojsa Zoric
Mischung: Richard Merz
Aufnahmeleitung: Paul Tutsek, Marina Tutsek, Refik Besirevic, Srecko Mijovic, Georgi Georgijevski
Übersetzung: Ana Prokic, Radosav Pusic, Violeta Starcevic, Rozalija Rackovic, Lin Jing
Produktionsleitung: Dagmar Fromme
Redaktion: Kathrin Brinkmann
Produktion: Ohne Gepäck Filmproduktion, im Auftrag des ZDF, in Zusammenarbeit mit arte

Pressespiegel „... Osteuropäische Kleinhändler mit Hochschulbildung, die sich ständig darauf konzentrieren müssen, eine möglichst große Gewinnspanne beim An- und Verkauf einer Ware zu erzielen, die ihnen an sich völlig gleichgültig ist, verblödet einen Menschen nicht nur, sondern macht ihn schier verrückt, mindestens aber depressiv. Vom Westen aus gesehen ist es unverschämt, diese Deklassierung einfach als Zugewinn abzubuchen, während es dort eher als Weltverlust empfunden wird, in der neuen Ordnung alle Dinge in Zahlen umrechnen zu müssen. Eindrucksvoll schildert dies ein Film von Zoran Solomun und Vladimir Blazevski: Der Chinesische Markt in Budapest. Es geht darin um vier Intellektuelle aus Jugoslawien, Rumänien, Mazedonien und Ungarn, die mit dem Zerfall des Kommunismus ihre Existenz verloren haben und nun als Handlungsreisende noch einmal von vorne anfangen. Die großen Taschen, mit denen sie ihre Waren transportieren nennen sie Schweine, weil sie so viele Menschen ernähren: die Großhändler, das Marktpersonal, Zöllner, Busfahrer... und am Ende dieser Kette, auch noch sie selbst, d.h. "wenn noch was übrigbleibt".“ Frankfurter Rundschau, 30.05.2001
  „Solomuns und Blazevskis bestechend genauer Film erteilt eine ökonomische Lektion, ohne dies vielleicht zu wollen. Vor allem war den Autoren daran gelegen, einen Blick in die menschliche Tiefe des Marktgeschehens zu werfen. Vier Menschen kämpfen um eine Planke zum Überleben.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.05.2001
  „Solomuns und Blazevskis Dokumentarfilm ist ein faszinierendes Mosaik des osteuropäischen Ameisenhandels...“ Die Tageszeitung, 30.05.2001